Projektwoche 2019: Deutsch satt - Kaufen und Essen ohne Grenzen
Donnerstag 4.4.
Am Donnerstag fanden sich erstmal alle Leute für das Projekt "Deutsch satt - Kaufen und Essen ohne Grenzen" (sprachlich und nicht monetär gesehen)in der Aula ein, so dass aus allen Klassen die SuS (Mansur, Nessar, Muharem, Dzhansu, Kledissa, Alexandra, Dilan, Blend, Beste) die sich speziell bei dem Thema gemeldet hatten, zusammenfanden.
Es ging los mit einer Vorstellungsrunde; der Beamer war im Einsatz: Wir waren zusammen aus sieben verschiedenen Ländern bei 10 (später 11) SuS und vier Lehrpersonen (Frau Neghabian, Frau Capitain, Frau Engel; später Frau Paschke und zwei Klassenassistentinnen (Svenja, Aishe)
Vorab:
Nessar hatte ein Schild an der Tür angebracht mit der Braille-Aufschrift: "Herzl, ich will kommen."
Svenja hatte sich netterweise zum Fotografieren bereit erklärt.
Wir starteten mit der Beschreibung der eigenen Frühstücksgewohnheiten und hatten bald alle persönlichen Frühstücksvokabeln gesammelt und aufgeschrieben; interessanterweise gab es länderspezifische Frühstücke, die aber gerne z.B. mit deutschem Nussnougataufstrich oder Marmelade auf weißem Brot kombiniert wurden.
Etwas später wurden die Worte auf einem Arbeitsblatt verschriftlicht und an die Plakate zur Artikelsensibilisierung gehängt. Zum Schluss erstellten wir zusammen die Einkaufsliste.
Es stellte sich heraus, dass viele schon einiges in ihrer DaZ Stunde von Frau Neghabian gelernt hatten und es gab High Fives für gute Merkfähigkeit.
Ein Reim zum Auszählen und Eierverstecke, die dann per 10 Fragen vom Sucher / von der Sucherin ausfindig gemacht werden mussten, komplettierten den Tag.
Ortsbestimmungen sind im Deutschen gar nicht so einfach zu formulieren, aber spielerisch lernten wir sie formulieren im Zuge der Eiersuche.
Mit dem Song "Chocolate Chip Cookie" von den Wise Guys und einem Schokostückchenkeks für alle verabschiedeten wir uns.
Freitag 5.4.
Mit Hilfe der Einkaufsliste des Vortages machte sich eine kleine Gruppe auf den Weg in den Supermarkt, um unser erstes Frühstück einzukaufen.
In der Zwischenzeit deckten die anderen den Tisch, festigten Begriffe und vervollständigten die farbcodierten Plakate.
Nach der Rückkehr der Einkäufer*innen machten wir uns über unser Frühstück her: Heute musste einiges auf bulgarisch übersetzt werden, da wir Violeta (eine neue Schülerin) dabei hatten. Diese Übersetzung wurde in professioneller Weise von Dzhansu auch im weiteren Verlauf der Woche übernommen.
Unmittelbar nach der Frühstückspause sammelten wir die Namen von unseren Familienmitgliedern. Wir reimten zusammen und als L-Team darauf, was die einzelnen mitbringen könnten.
Danach hieß es Aufräumen und der Freitag war mit Ausblick auf den Montag zu Ende.
Montag 8.4.
Wir sammelten sehr viele Obstsorten, die Frau Neghabian sehr toll im Internet gefunden hatte und deren Fotos sie per Beamer als große Bilder an die Wand warf. So waren alle Vokabeln, die wir über Obstsorten zusammentrugen, bildgestützt.
Bei einem Film über einen Einkauf auf dem Markt erarbeiteten wir Redeformeln für das Einkaufen am Marktstand für den nächsten Tag.
Die anschließenden Rollenspiele "Einkauf auf dem Markt" machte riesigen Spaß und brachten alle zum Lachen.
Wir hatten Szenen auf einem türkischen, deutschen und englischen Markt und es zeigte sich, dass ein recht gutes Verständnis vom Kaufprozess da war. Blend sagte treffend: "Man muss nett und freundlich sein, wenn man einkaufen geht und etwas haben will."
Außerdem erkannten wir viele interkulturelle Gemeinsamkeiten.
Beste, Aishe und Muharrem erwiesen sich als gewiefte Händler und verkauften immer noch gute Sonderangebote im Rollenspiel: eine Wertschätzung nicht nur der Muttersprache, sondern auch der Großzügigkeit in der türkischen Verkaufskultur.
Dienstag 9.4.
Er stand im Zeichen des Markteinkaufs und die SuS brachten herrlich viel Obst mit. Fantastisches Timing, denn sie mussten bis zum Kaiserplatz und zurück laufen.
Alle SuS halfen einen Obstsalat gemeinsam herzustellen. Er bestand aus heimischen und exotischen Früchten.
Kledissa kämpfte mit dem Schälen und Schneiden der Birnen und meisterte zum Schluss alles bravurös.
Alexandra und Dilan versuchten sich mit Erfolg am Zerteilen einer frischen Ananas.
Super lecker und viel Vitamine…. Eine große Schüssel Obstsalat wurde fertig gemacht. Ganz harmonische Arbeitsatmosphäre und ein produktives Sprachengewirr.
Mittwoch 10.4.
Als Warming up gab es "Deutschlehrerin" von den Wise Guys.
Wir lasen als Festigung noch einmal wie ein Verkaufsgespräch abläuft, um dann in Zweiergruppen den entsprechenden Dialog aufzuschreiben. Das war anstrengend, aber alle arbeiteten toll mit.
Wir hatten Unterstützung von Frau Paschke, die sich u.a. mit den blinden Schülerinnen (Beste, Violeta und Dzhansu) hinsetzen konnte und ein Verkaufsgespräch in Braille verschriftlichen konnte. So hatten diese eine sehr konzentrierte Arbeitsphase.
Es war noch Obstsalat übrig, den wir gerne als Ergänzung zum eigenen Frühstück verspeisten.
Als Tüpfelchen auf dem i gab es Kuchen von Bestes Mama.
Eine Zeile aus dem Frühstücksgedicht, was wir selber kreiert hatten hieß: "Mama Julias und Oma Bas (Mansurs Oma) backten Kuchen für unseren Frühstücksspaß", sie traf voll zu.
Zu Beginn der nächsten Unterrichtseinheit lasen wir die Geschichte zu den 3 Broten und einem Brötchen. Neben dem Witz der Geschichte lernten wir ansatzweise die Ordnungszahlen bis 10 mündlich.
Danach kniffelten wir bei einem Ratespiel zu den Familienmitgliedern im Gedicht: "Von Familie und Freunden zum Frühstück". Wir fanden noch weitere Namen und Reime.
Nach dem Aufräumen, Spülen und dem Kopieren, spielten wir das Versteckspiel (mit selbsterfundenen Abzählreimen). Wir hörten noch von Namika: "Je ne parle pas Francais", ein Lied, wie man sich ohne Worte versteht, wenn man verliebt ist. Körpersprache gehört auch zu Sprache.
Donnerstag 11.4.
Zum Einstieg zählten wir nochmal exotische und heimische Obstsorten (mit Artikel) auf.
Für unser Gemeinschaftsgefühl lauschten wir dem Stammbaumlied von den Bläck Fööss, worauf sich eine beamergestützte Kurzeinheit zum Thema Dialekte anschloss.
Ein kleiner Text "Komm wir teilen brüderlich" wurde erarbeitet und dann von einzelnen SuS aufgesagt in der jeweils weiblichen oder männlichen Form.
In der Pause bereicherten wir unser Frühstück mit türkischem Pastirma, Paprika und Gurke und noch ein wenig Kuchen.
"Der/ Die … packt die Lunchbox" stellte den Abschluss der Reihe dar. In dieser Einheit bestückten wir eine Lunchbox mit Obst und Frühstückssachen. Grammatisch kam es auf Ersatz von Namen durch Pronomen und das Aufzählen von Vokabeln mit Artikeln an.
Und so ging eine ganze Woche zu Ende.
In der Abschlussrunde gaben alle ein rundweg positives Feedback und alle würden eine solche Woche wieder machen.
Mit mehr Erfahrung könnte man noch mehr bei den Arbeitsblättern differenzieren, aber die Mischung aus Rollenspielen, Reimen und kleinen (poetischen)( Lücken-) Texten, die jede/r/m sofort ein Erfolgserlebnis bescherten, kam gut an, genauso wie der Wechsel zwischen Praktischem und Kognitivem.
Vielleicht bekommt die Schule ja bald einen DaZ-Raum, so dass wir auch im Alltag solche Einheiten machen können.
Andrea Capitain
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