GL-Kurstag am 15.04.2015


"Wir kommen gerne wieder" ist eine Aussage, die wir Lehrerinnen und Lehrer eher selten am Ende des Tages zu hören bekommen...
Umso erfreulicher, dass dies der Tenor des Abschlussgesprächs nach unserem diesjährigen Kurstag war.

Schüler, Eltern, Integrationshelfer und GL-Lehrer treffen sich zu Beginn des Tages im Hauswirtschaftszentrum und werden durch den Schulleiter Herrn Franz begrüßt.


Eingeladen waren die von der LVR-Louis-Braille-Schule im Rahmen des Gemeinsamen Lernens (GL) betreuten Schülerinnen und Schüler, deren Eltern sowie die Schulbegleiterinnen, die den sehgeschädigten Schülerinnen und Schüler an ihren jeweiligen Schulen zur Seite stehen.
Läuft der Schulalltag auch noch so gut, besteht immer auch ein Bedarf, sich mit anderen auszutauschen, die in ähnlichen Situationen stecken und sich mit gleichen Fragen auseinander setzen. Vor allem dazu soll der Kurstag, zu dem einmal im Jahr eingeladen wird, ein Forum bieten.

Das angebotene Programm stellte sich für die beteiligten Gruppen folgendermaßen dar:
Nach einem gemeinsamen Beginn durften die jüngeren Schülerinnen und Schüler in einer entsprechenden Klasse des Grund-/Hauptschulbereichs der LVR-Schule hospitieren. Hier konnten sie Unterricht erleben, der ganz und gar auf die Sehschädigung eingestellt ist und vielleicht auch ein paar Kontakte knüpfen.
Die älteren Schüler bekamen ein Sportprogramm geboten, und konnten sich an Trampolin und Showdown versuchen, Letzteres eine der Sportarten, die speziell auf Nicht-Sehende zugeschnitten sind und entsprechend im Sportunterricht der Allgemeinbildenden Schulen nicht angeboten werden.

Till und Philipp spielen Showdown.



Zeitgleich durften Eltern und Schulbegleiterinnen unter der Augenbinde bzw. mit Simulationsbrillen tätig werden:

Die Eltern in der Küche, wo sie unter Anleitung der LPF-Trainerin Frau Scheffler (BFW Düren) die Mittagsmahlzeit für sich selbst und ihre Kinder zubereiteten und nebenher auch Tipps und Tricks mitbekamen, wie man sich ohne Sehen in der Küche behelfen kann.
Die Schulbegleiterinnen bekamen Gelegenheit, den Computer, der meist das alltägliche Arbeitsmittel der von ihnen betreuten Schülerinnen und Schüler darstellt, unter Simulation der spezifischen Augenschädigung zu bedienen und die verschiedenen Hilfsprogramme wie Zoomtext und Jaws kennen zu lernen.
Auf die Maus verzichten? Kein unlösbares Problem, aber gewöhnungsbedürftig! Gerade dieser Anteil an Selbsterfahrung ist für alle, die mit Sehgeschädigten zu tun haben, immer wieder eine überraschende und wertvolle Erfahrung.

Nachmittags trauten sich die Eltern an die Computer, während die Schulbegleiterinnen die Gelegenheit bekamen, sich unter Anleitung über ihre Rolle und ihre Situation an den jeweiligen Schulen auszutauschen: Ein Angebot, das dem Redebedarf jedes Einzelnen offensichtlich entsprach, denn der räumliche Abstand zwischen den verschiedenen Schulen bedingt, dass im Schulalltag keine Austauschmöglichkeit besteht über die doch ganz anders aussehende Rolle eines Schulbegleiters von Sehgeschädigten.

Als Abschluss des gemeinsamen Austauschs haben sich die Schulbegleiterinnen mit der moderierenden Lehrerin zum Gruppenfoto aufgestellt.


Die jüngeren Schülerinnen und Schüler hatten nachmittags genug Zeit, Präparate aus dem Biologieraum zu erkunden und in aller Ruhe abzutasten.
Der Fundus der LVR-Schule ist natürlicherweise viel größer, als eine allgemeine Schule zur Verfügung hat, die in der Regel mit Bildern arbeitet.
Da Tasten oder genaues Betrachten bei einer Sehbeeinträchtigung deutlich länger braucht als das Sehen sowie oftmals auch die Vorerfahrungen mit Tieren (Betrachtung von Tierfilmen, Beobachtungen in Tierparks und Zoos) nicht vorhanden sind, besteht hier meist viel Zeitbedarf um zu "Be-greifen", wie dünn zwei Vogelbeine sind oder wie weich das Fell am Bauch des Igels ist.

Ihre älteren Mitschülerinnen und Mitschüler konnten dank der finanziellen Unterstützung von Kiwanis Düren einen Workshop zur Fragestellung "Wie wirke ich nach außen?" des PersonalCoach Frau Leitzgen besuchen.
Auch einige Schülerinnen und Schüler der Louis-Braille-Schule konnten davon profitieren und es wurde gemeinsam geprobt und reflektiert, welche Wirkung verschiedene Körperhaltungen, Sprecheigenarten und Redewendungen auf andere haben können und wie man sich in verschiedenen Situationen, besonders bezogen auf den beruflichen Werdegang, verhalten kann um einen guten Eindruck zu vermitteln.

Manch einer wünschte sich am Ende, für das eine oder andere Thema noch mehr Zeit gehabt zu haben. Zwar versucht das Kurshaus der LVR-Louis-Braille-Schule einige dieser Wünsche zu erfüllen, aber einige Themen können doch immer wieder nur angerissen werden oder bieten eine Anregung, sich auf privater Ebene weiter damit zu beschäftigen.
Auf jeden Fall freut das GL-Team der LBS sich, dass das Angebot gerne angenommen wird und auf so gute Resonanz stößt und macht sich gerne schon Gedanken, was es beim nächsten Kurstag anbietet, damit alle gerne wieder kommen werden.



Ulrike Spies

Zurück zur Übersicht über die Berichte